Gesunde Kinder im starken Viertel
Europäische Sozialfonds / REACT-EU in Nordrhein-Westfalen und die Stadt Essen fördern die Ärztliche Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern e. V. mit dem Projekt „Gesunde Kinder im starken Viertel“.
Schreikindambulanz
Thematischer Arbeitsschwerpunkt des Projekts
Die Unfähigkeit des Kindes zur autonomen Selbstregulation, z. B. bei störenden inneren und äußeren Reizen wird als Regulationsstörung angesehen. Bei Kleinkindern äußert sich die gestörte Selbstregulation in Form von Wutausbrüchen, extremen Klammern, Ängstlichkeit oder Spielunlust.
Diese Probleme des Säuglings und Kleinkinds führen zu hohen Anforderungen an Eltern und überfordert nicht selten das Familiensystem. Zusätzlich sind die wechselseitige Kommunikation und der Beziehungsaufbau zwischen Kind und Bezugspersonen belastet. Vom Kind überforderte und enttäuschte wie auch von sich selbst enttäuschte Eltern sind die Folgen. Unsicherheit und Angst bestimmen das Verhalten der Eltern – eine sich gegenseitig verstärkende ungünstige Interaktion.
Diese Eltern brauchen frühzeitig fachliche Beratung, um mit dem „schwierigen“ Säugling oder Kleinkind angemessen und gewaltfrei umzugehen. Diese Eltern brauchen frühzeitig wertschätzende Hilfe, um nicht mit Selbstentwertung und Verzweiflung auf ihre Unsicherheit und Angst zu reagieren.
Konzept der Schreikindambulanz
Auf Initiative des Vorstandsvorsitzenden Dr. Kohns wurde die Schreikindambulanz im Jahr 2001 gegründet.
Als präventives Kinderschutzangebot und beratendes Interventionsprojekt soll die Schreikindambulanz einer möglicherweise drohenden Kindesmisshandlung oder Kindesvernachlässigung entgegenwirken.
Die Schreikindambulanz arbeitet nach dem integrativen Eltern-Säuglings-/Kleinkindkonzept nach Prof. Dr. Papoušek, Initiatorin der Forschungs- und Beratungsstelle „Frühentwicklung und Kommunikation“. Das Konzept wurde auf Grundlage der interdisziplinären Säuglingsforschung und den Erfahrungen und Ergebnissen aus der Münchener Sprechstunde für Schreibabys zur Behandlung von frühen Regulations- und Beziehungsstörungen erarbeitet.
Weitergehende Informationen
Weitergehende Informationen zum Angebot der Schreikindambulanz finden Sie unter www.schreikind.de und durch den Flyer „Schreikindambulanz“.
Verschiedene Organisationen fördern finanziell die Arbeit der Schreikindambulanz.
Die ersten 1000 Tage
Ziele des Projekts sind die Vertiefung von Kooperation und der Ausbau von Präventionsangeboten, um langfristige, stressbedingte Gesundheitsrisiken bei Kindern zu minimieren.
Hintergrund des Projekts
Die Phase von der Empfängnis bis zum Ende des zweiten Lebensjahres – eben 1000 Tage – wird als besonders sensibles Zeitfenster angesehen, in der der menschliche Organismus noch formbar und anpassungsfähig aber auch in seiner Entwicklung störanfällig und verletzlich ist; Entwicklungsrisiken und -chancen liegen dicht beieinander.
Wichtige Weichen für die Entwicklung werden in dieser Zeit gestellt. Säuglinge und Kleinkinder sind auf ihre Eltern oder nähere Bezugspersonen angewiesen. Die Bedürfnisse des Kindes nach Geborgenheit, emotionaler Sicherheit, zuverlässigem Kontakt und Zugehörigkeit zur Familie sind biologisch verankerte Grundbedürfnisse. Sie stehen in Beziehung zu dem ebenfalls verankerten, innerlichen „intuitiven Elternprogramm“, das die Basis für die körperliche, psychische und soziale Entwicklung und Grundlage der Fähigkeit ist, stabile soziale Beziehungen im Erwachsenenalter zu erwerben und aufrecht zu erhalten. Anderenfalls drohen psychosoziale Entwicklungsrückstände im weiteren Lebensverlauf, die später nur schwer zu korrigieren sind.
Bedeutung des familiären Umfelds
Familiensysteme unterliegen nicht selten stressbedingten Störungen mit Auswirkungen auf das schwächste Glied, dem Kind. Zu den wichtigsten Risikofaktoren einer Fehlentwicklung zählen Frühgeburten, Traumatisierungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt, familiäre sozioökonomische Belastungen ebenso wie psychische Erkrankungen eines oder beider Elternteile, Kindesvernachlässigung und -misshandlung.
Die Bindungsforschung beschreibt die Entwicklung von psychischen Störungen im Erwachsenenalter infolge frühkindlicher Vernachlässigung und kindlicher Traumatisierung; auch sind transgenerationale, ungünstige Auswirkungen durch Risikofaktoren in der frühen Kindheit nachweisbar.